Das Interview entstand während Stefans Heimreise mit dem Zug,
am Sonntag Nachmittag, 
2 Stunden nach seinem Turniersieg.

SBV (Hannes Braun):
Hallo Stefan, herzliche Gratulation zum Sieg!
Ich freue mich für Dich, das ist fantastisch!

Stefan:
Hallo Hannes, dankeschön, ich freue mich auch sehr.
Das ist unglaublich!

SBV:
Ich habe gestern mit Dir gesprochen, Du meintest, dass Du Dich unbedingt steigern musst, da Du ansonsten chancenlos sein wirst, am Finaltag. Wie war es heute? Hast Du Dein Vorhaben umsetzen können?

Stefan:
Beim ersten Match gegen Michael Mosler konnte ich meine Leistung noch nicht so gut abrufen. Ich gewann 7:6. Aber dann spielte ich sehr solide. Gegen Christian Reiter spielte ich fehlerlos (7:1). Vettas Evangelos war am Anfang unglaublich stark, ich musste um den Anschluß kämpfen. Bei 5:6 gegen mich war ich eigentlich schon aus dem Bewerb – die 10 lag zwischen dem Spielball und der 9. Ich konnte die 9 irgendwie mit Vorbande versenken. Bei Hill/Hill zeigte mein Gegner dann Nerven, Er vergab bei offenem Tisch und ich gewann.
Gegen Gergely Pieler konnte ich meine Bestform wieder abrufen und klar mit  7:3 gewinnen.
Das Finale war unglaublich. Ich begann und der Spielball fiel beim Break. Oliver schoß aus und spielte eine An/Aus Partie. Im Anschluß spielte ich 2 An/Auspartien zum 2:2. Das ging so weiter. Jeder schoß seine Partie aus. Als ich 4:3 führte, konnte Oliver nicht mehr nachziehen. Ich ging mit 5:3 in Führung. Dann riskierte ich nach einigen Safes und Re-Safes einen Bankshot auf die 9 und vergab. Das war mein erster Fehler im Finale.
Es stand 5:4. Mein  Gegner spielte groß auf und so kam es zum dritten und letzten Mal zum Hill/Hill. Oliver breakte und keine Kugel fiel. Ich hatte einen offenen Tisch und wusste, daß ich diesen nun abräumen MUSSTE. Das tat ich dann auch. Das war der Sieg!

SBV:

Sag mal, warst Du eigentlich nervös?

Stefan:
Nein, bis zum 6:6 im Finale fühlte ich mich gut.
Als dann mein Gegner mit einem Dry Break vom Tisch musste, wurde mir klar, dass ich diesen nun abräumen musste. Mit der Erkenntnis, dass dies meine letzte Chance auf den Sieg ist, wurde ich schon nervös. Aber ich konnte die Nervosität in den Griff bekommen und schaffte das Rack zum Turniersieg.

SBV:
Warum warst Du nicht nervös? Verzeih die Frage. Dein bisher bestes GP-Ergebnis waren einige 5.Plätze. Da kann man doch schon mal nervös werden, allerspätestens wenn man dann im Halbfinale steht?

Stefan:
Das stimmt. Aber ich beschloß für die Spiele am Finaltag, schnell zu spielen, damit ich erst gar keine Zeit zum Nachdenken habe. Das hat gut funktioniert. Szolnoki, mein Finalgegner spielte eher langsam und sorgfältig. Aber das störte mich nicht. Sobald ich am Tisch war, zog ich mein Tempo durch.
Die Atmosphäre war toll, es waren viele Zuschauer und ein Super Referee. Ich genoß die tolle Stimmung. Das hat sicher auch geholfen.

SBV:
Was hat Deiner Meinung nach letztendlich den Unterschied ausgemacht?
Was war neben sensationell gutem Spiel von Dir ausschlaggebend für den Turniersieg?

Stefan:
Ich denke, es war das bisschen Glück, das man braucht. Meine Gegner haben auch gut gespielt. Am Ende muß einer gewinnen. Diesmal war es ich. Ohne Glück kann man so ein Turnier nicht gewinnen.
Ich hatte 3 Hill/Hill Partien für mich entschieden. Szolnoki, mein Finalgegner wollte den Turniersieg sicher auch unbedingt. Er war beim letzten GP in Salzburg bereits im Finale, wo er gegen Georg Höberl unterlag.

SBV:
Du meinst also, es war das Glück, letztendlich? Ich will das nicht glauben. Sicher braucht man auch das notwendige Quäntchen Glück, das habe wir schon oft gesehen und erlebt. Da gebe ich Dir Recht. Aber es kam mir so vor, als ob Du den stärkeren Siegeswillen gehabt hättest!

Stefan:
Hmm, also es ist so gewesen: Ich habe mir für die heurige Saison gewisse Ziele gesteckt. Eines davon war, heuer einen GP zu gewinnen. Ich wollte diesen Sieg unbedingt. Es war der letzte GP der Saison. Ich wollte es unbedingt schaffen, dieses Turnier zu gewinnen.

SBV:
Das klingt für mich sehr plausibel. Ich denke, das ein Gegner diesen Willen auch spüren uns sehen kann. Und meiner Meinung nach, ist auch das mitunter ausschlaggebend für Sieg und Niederlage. Die Körpersprache ist eine andere, positivere, wenn man zu Allem entschlossen ist.
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Wie geht es Dir jetzt, mit dem Sieg, dem Siegerscheck und dem Pokal in der Tasche?

Stefan:
Ich bin sehr zufrieden und sehr müde! Es ist doch sehr anstrengend, auf diesem Level den ganzen Tag zu spielen. Das merke ich jetzt gerade! Es war ein toller Tag für mich, aber jetzt bin ich froh, im Zug auf dem Heimweg zu sein und auszuspannen.

SBV:
Dann beenden wir hiermit das Interview. Stefan, ich gratuliere Dir im Namen des SBV nochmals ganz herzlich. Ich freue mich sehr für Dich! Du hast eine aussergewöhnliche Leistung erbracht. Komm gut heim! 

Stefan:
Dankeschön Hannes! Ja, mit dem Zug ist es e nicht so schwer, gut heimzukommen (lacht). Wir sehen uns!

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